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PREISTRÄGER*INNEN DES KFFK N°19

Dies sind die Gewinner*innen der neun­zehn­ten Aus­ga­be des KFFK/Kurzfilmfestivals Köln. Drei Jurys ver­ga­ben fünf Prei­se. Dazu wur­den sowohl im Deut­schen Wett­be­werb als auch im Köl­ner Fens­ter je ein Publi­kums­preis ver­ge­ben. Außer­dem ent­schied das Publi­kum über den bes­ten maxi­mal 60-sekün­di­gen Kurz­film im Batt­le of the Shorts. Die Jury­be­grün­dun­gen sind hier zu sehen:

Deut­scher Wettbewerb

1. JURY­PREIS

3.500 EUR ver­ge­ben in Koope­ra­ti­on mit

So ist das Leben und nicht anders. (Regie: Lenia Friedrich)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Mit einer beru­hi­gen­den Lang­sam­keit bewe­gen wir uns in einem Schne­cken­haus der Erin­ne­rung. Sym­bo­le der Zeit wer­den in einem ästhe­ti­schen Spiel hin und her gewen­det und erwe­cken ein Gefühl für das Alt-sein. Dazwi­schen zei­gen alte schwarz-weiß Foto­gra­fien und Inter­view­fet­zen den Ver­such ein gan­zes Leben zu archi­vie­ren. Doch das Zuhau­se zu bewah­ren scheint unmög­lich. Wir sehen Hän­de, die nach Halt klau­ben, die einen Lieb­lings­man­tel nicht ver­ges­sen kön­nen, und hören einen absurd-komi­schen Dia­log über das Alter. Der Film stellt Fra­gen nach der Ver­gan­gen­heit – was wird blei­ben, wie will ich gelebt haben? — und ant­wor­tet mit Humor und berüh­ren­der Zart­heit. Ein war­mes Auf­he­ben von bald Vergangenem.

Deut­scher Wettbewerb

2. Jury­preis

Preis der Köl­ner Filmproduzent*innen, 2.600 EUR gestif­tet von

Les rites de Pas­sa­ge (Regie: Flo­ri­an Fischer, Johan­nes Krell)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Klei­ne Licht­punk­te in der Dun­kel­heit, wie ein Uni­ver­sum. Die Punk­te ver­grö­ßern sich, und bie­ten den sche­men­haf­ten Blick in eine Außen­welt. Wie vie­le Came­ra Obscu­ras. Dann der Blick auf die Makro­struk­tur der durch­lö­cher­ten Rin­de eines toten Baums von außen – vie­ler toter Bäume.

Lang­sam ent­fal­tet sich ein gan­zes Uni­ver­sum durch die poe­ti­schen Bild­rei­me, die den Film for­men. Durch eine prä­zi­se und zugleich sen­so­ri­sche Bild­spra­che eröff­nen sich öko­lo­gi­sche, his­to­ri­sche und poe­ti­sche Räu­me, die sich in kur­zen Kapi­teln abwech­seln. Von einem aus­ge­stor­be­nen Mono­kul­tu­ren-Wald, über Fos­si­le, hin zu einer Zere­mo­nie, wie eine mythi­sche Geisteraustreibung.

Dabei bie­tet die­ser Film einen zar­ten, fast spi­ri­tu­el­len Blick auf die Kom­ple­xi­tät unse­rer Umwelt.

Deut­scher Wettbewerb

3. Jury­preis

Color­gra­ding (1 Stu­dio­tag) gestif­tet von

Chry­san­the­mum (Regie: Jin­gyu­an Luo)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Eine Blu­me wird zum Sym­bol, das uns in Zukunft an die Schick­sa­le erin­nern soll, die ein auto­ri­tä­rer Staat zu ver­wi­schen ver­sucht. Ein Film, der in fluo­res­zie­ren­den Far­ben die Schick­sa­le derer auf­leuch­ten lässt, die für immer ver­dun­kelt blei­ben soll­ten. Mit viel­fäl­ti­gen Ani­ma­ti­ons­tech­ni­ken, wer­den Posen des Trau­erns, des Schocks betrach­tet. So wird eine beson­de­re Annä­he­rung an erschüt­tern­de Schick­sa­le von Sui­zi­den und der hin­ter­blie­be­nen Per­so­nen ermög­licht, die in dra­ma­ti­schen Sze­na­ri­en bezeu­gen müs­sen, wie eine Pan­de­mie dop­pelt töd­lich wirkt. Der ein­drucks­vol­le Ver­such mit doku­men­ta­ri­schen Arte­fak­ten und Ani­ma­tio­nen nach­zu­voll­zie­hen, was in der Hei­mat vor sich ging.

Loben­de Erwäh­nung im Deut­schen Wettbewerb

You do not lea­ve traces of your pre­sence, just of your acts (Regie: Ger­not Wieland)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Bil­der von Knet­fi­gu­ren, Zeich­nun­gen und Super-8-Mate­ri­al syn­chro­ni­sie­ren sich mit der poe­ti­schen Erzähl­stim­me oder gehen ganz eige­ne Wege. Mal führt uns der Text, mal die Ein­zel­bil­der, die suk­zes­si­ve zu Sym­bo­len und Alle­go­rien für Erin­ne­run­gen wer­den. Eine beson­de­re Rei­se. Wir schwei­fen ab, gehen ver­lo­ren und sam­meln uns wie­der. Nicht alles bleibt fass­bar in unse­rer Erin­ne­rung, man­ches schim­mert, man­ches ver­liert sich, und dann kom­men sie doch — Momen­te gro­ßer Klar­heit. Die­se gleich­mä­ßig vor­ge­tra­ge­nen Momen­te tref­fen uns wie Satz­pfei­le. Film­se­quen­zen, die es ermög­li­chen, eine Bewusst­seins­ebe­ne des Autors anzu­spü­ren, die auf trau­ma­ti­sie­ren­de Ereig­nis­se in der Jugend zurück­geht. Eine ein­zig­ar­ti­ge Film­spra­che, die aus­ge­hend von der per­sön­li­chen Bio­gra­fie Blick­punk­te auf gesell­schaft­li­che Schief­la­gen ermöglicht.

Vir­tu­al Rea­li­ty Wettbewerb

VR AWARD

500 EUR gestif­tet von

Open Your Eyes (Regie: Yui­chi Watanabe)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

2021 wer­den in Japan die Olym­pi­schen Spie­le mit­ten in der Covid-19-Pan­de­mie eröff­net. Sie soll­ten nach der Tsu­na­mi- und Reak­tor­ka­ta­stro­phe in Fuku­shi­ma das Zen­trum in Tokio erneut mit den 2011 nukle­ar kon­ta­mi­nier­ten Zonen ver­bin­den. So wur­de Vir­tu­al Rea­li­ty ein­ge­setzt, um 360-Grad-Bil­der der Olym­pi­schen Spie­le als Vir­tu­al-Rea­li­ty-Live­stream in die sich nur lang­sam erho­len­de Regi­on um Fuku­shi­ma zu übertragen.

Im Film von Yui­chi Watana­be stei­gen auch wir selbst in eine Vir­tu­al-Rea­li­ty-Bril­le und bli­cken durch die Lin­se einer 360-Grad-Kame­ra auf den Kon­text der Olym­pi­schen Spie­le. Gleich zu Beginn befin­den wir uns im Umfeld des Megae­vents, mit­ten zwi­schen auf­ge­reg­ten Pres­se-Kame­ras, und ver­su­chen, ihren Bli­cken zu fol­gen – wir wer­den selbst zu doku­men­ta­ri­schen Kame­ras, die kopf­dre­hend nach dem rich­ti­gen Aus­schnitt, dem ent­schei­den­den Indiz suchen.

Eini­ge Sze­nen spä­ter ste­hen wir am Schau­platz der Kata­stro­phe. Wir beglei­ten eine Per­son, die durch einen wei­ßen Ganz­kör­per-Schutz­an­zug und eine schwar­ze Vir­tu­al-Rea­li­ty-Bril­le von der Außen­welt abge­schirmt ist – wahr­schein­lich sieht sie gera­de die Olym­pi­schen Spie­le in VR. Wir fah­ren durch die Stra­ßen der damals noch teil­wei­se eva­ku­ier­ten Stadt Ōku­ma und suchen nach Spu­ren der Ver­wüs­tung. Vor einer Stra­ßen­sper­re in der Nähe des Kern­kraft­werks Fuku­shi­ma Dai­i­chi singt uns die­se Figur ein Lied, wäh­rend sie mit jeder Zei­le ein Stück wei­ter um uns her­um­geht und uns dazu bringt, uns mit ihr mit­zu­dre­hen. Sie singt: „We can chan­ge the world, if we want it. Open your eyes!“

Die­ser Vir­tu­al-Rea­li­ty-Film setzt sein Medi­um auf schlaue, wit­zi­ge und freund­li­che Wei­se in Sze­ne – kein ande­res Medi­um könn­te die­se Bot­schaft auf die­se Wei­se trans­por­tie­ren. Vir­tu­al Rea­li­ty macht uns hier zu Forscher:innen, zu Kamera-Führer:innen, zu Suchen­den, zu Detektiv:innen, die neu­gie­rig nach Indi­zi­en Aus­schau hal­ten und dabei über die eige­nen Füße stolpern.

Loben­de Erwäh­nun­gen im Vir­tu­al Rea­li­ty Wettbewerb

Bodies of Water (Regie: Ché­la­nie Beaudin-Quinti)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Wir hal­ten den Atem an. Wir sind in Was­ser ein­ge­taucht, umge­ben von geheim­nis­vol­len Kör­pern, die durch die Sphä­re trei­ben. Die­ses Ein­tau­chen ist viel­schich­tig: Wir spü­ren die gemein­sa­men Prin­zi­pi­en von Bewe­gung, Wahr­neh­mung und Ver­kör­pe­rung, die sowohl in der Unter­was­ser­er­fah­rung als auch im Tanz zu fin­den sind. Das Vir­tu­al Rea­li­ty For­mat ver­stärkt die­ses Erleben.

Die Bewe­gun­gen der atem­lo­sen Performer*innen, erzeu­gen Span­nung und bie­ten zugleich eine mul­ti­sen­so­ri­sche Erfah­rung. Unse­re sinn­li­chen Gren­zen ver­schwim­men, unser Zeit­emp­fin­den ver­schiebt sich – manch­mal scheint es sogar still­zu­ste­hen. Die sorg­fäl­ti­ge Arbeit des Films mit Bewe­gung, Klang und Licht schafft einen Raum stil­ler Span­nung und kör­per­li­cher Präsenz.

Ché­la­nie Beau­din Quin­tin, Caro­le Lau­rin Beau­ca­ge und die Tänzer*innen tei­len mit uns das Schwe­ben, den Auf­trieb und, wäh­rend sie den Atem anhal­ten, einen spe­zi­fi­schen, geheim­nis­vol­len psy­cho­lo­gi­schen Zustand. Bodies of Water ver­bin­det ästhe­ti­sche Raf­fi­nes­se mit einem tief­ge­hen­den sinn­li­chen und emo­tio­na­len Erlebnis.

Deut­scher Wett­be­werb & Köl­ner Fenster

WDR PREIS

Ankauf des Gewin­ner­films durch den WDR (in den ver­gan­ge­nen Jah­ren bis zu 5.000 EUR)

Pre­kid Vat­re (Ceas­e­fi­re) (Regie: Jakob Krese)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Die Haupt­prot­ago­nis­tin in „Ceas­e­fi­re” Hazi­ra ist eine Über­le­ben­de des Mas­sa­kers von Sre­bre­ni­ca. Auch 30 Jah­re nach dem Ende des Bos­ni­en­kriegs ist die Mut­ter und Groß­mutter immer noch Geflüch­te­te. Seit Jahr­zehn­ten lebt Hazi­ra in einem Über­gangs­la­ger im eige­nen Land. Es ist berüh­rend und ein­drucks­voll, wie sie Ein­bli­cke in ihr Trau­ma zulässt. Der Film ist auf eine schö­ne, schlich­te Wei­se betrachtend.

Der Titel von Jakob Kre­ses Kurz­film, Ceas­e­fi­re, Waf­fen­still­stand, benennt einen Zwi­schen­zu­stand. Die Men­schen wie Hazi­ra sind erschöpft und ver­letz­lich, aber auch ent­schlos­sen, ein gutes Leben zu leben. Immer wie­der droht ihnen die Umsied­lung in Appartements.

Die andau­ern­de Ver­trei­bung, das Trau­ma und der All­tag prä­gen Hazi­ras Leben und spie­geln die über Gene­ra­tio­nen andau­ern­den Fol­gen von Krieg wider. Die unauf­dring­lich gezo­ge­ne Par­al­le­le zur Ukrai­ne und Gaza durch Kriegs­bil­der im Fern­se­hen ver­weist über das kon­kre­te Schick­sal hin­aus. „Ceas­e­fi­re“ erin­nert dar­an, wie brü­chig der Frie­den selbst nach dem Waf­fen­still­stand von 1995 blieb, als das Abkom­men von Day­ton den bru­tals­ten Kon­flikt Euro­pas seit dem Zwei­ten Welt­krieg for­mal beendete.

Deut­scher Wettbewerb

PUBLI­KUMS­PREIS

850 EUR gestif­tet von

Skin on Skin (Regie: Simon Schneckenburger)

Zwei Män­ner, gefan­gen in der Höl­le der deut­schen Fleisch­in­dus­trie. Etwas liegt zwi­schen ihnen. Etwas lässt sie wie­der träumen.

Köl­ner Fenster

PUBLI­KUMS­PREIS

500 EUR und Tech­nik­bei­stel­lung im Wert von 1.500 EUR gestif­tet von

Dis­pla­ced in Time (Regie: Pari­ya Bakhshi)

Erzählt die Geschich­te einer ira­ni­schen Fami­lie, die über Jah­re und Gren­zen ver­streut ist, wo Hei­mat zur frag­men­tier­ten Erin­ne­rung wird. Der Essay-Film zeigt, wie Ver­trei­bung auch die Zeit prägt und Begeg­nung nur im Bild mög­lich bleibt.

Batt­le of the Shorts

GEWIN­NER­FILM 1. BATT­LE OF THE SHORTS

333,33 EUR gestif­tet durch KFFK

Oops! (Regie: Sıla Küçükoğlu)

Eine Begeg­nung zwi­schen zwei Ali­ens, die genau­so schnell ende­te wie sie anfing.

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