Dies sind die Gewinner*innen der sechzenten Ausgabe des KFFK/Kurzfilmfestivals Köln. Drei Jurys vergaben fünf Preise. Dazu wurden sowohl im Deutschen Wettbewerb als auch im Kölner Fenster je ein Publikumspreis vergeben. Die Jurybegründungen sind hier zu sehen:
JURYBEGRÜNDUNG
Eine Gruppe von Kindern wacht auf, ohne den Lärm von Bomben zu spüren. Um sie herum überlagern sich jedoch die Spuren vergangener Kriege: Steinerne Reichsadler mit herausgeschlagenen Hakenkreuzen, Wandbilder mit Szenen aus Bosnien und dem Kosovo.
Eine ehemalige Wehrmachtskaserne, die nach dem 2. Weltkrieg als US-Stützpunkt diente, ist heute eine Unterkunft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Der Film begleitet Kinder auf einer Reise, auf der ihre eigene Geschichte auf die der Kaserne trifft. Ein Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft, Krieg und Stille, Aufbruch und Ankunft. WAKING UP IN SILENCE erzählt von den kleinen Freuden des neuen Alltags: Ein geflickter Fahrradreifen, ein Blumenkranz, eine Tüte Kirschen. Mit den Augen seiner jungen Protagonist*innen umkreist der Film eine Perspektive der Unschuld in einer komplexen Anordnung aus Gewalt, Vertreibung und Ausschluss.
Ein Film, der einen zarten Einblick in die Alltagsrhythmen einer Kindheit in der Diaspora bietet. Die mühelose Intimität dieses Films zeugt von anhaltender Freude, Stärke und Unschuld vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Verlusts.
JURYBEGRÜNDUNG
Inmitten des Rauschens der Wellen und dem Kreischen der Möwen wird das Bild einer einsamen, verlorenen und verwirrten Protagonistin gezeichnet, die versucht, ihre Langeweile und ihr Gefühl des Ausgeliefertseins zu überwinden. Estere navigiert durch Meditationspodcasts und unbeholfenes Verhalten, auf der Suche nach einem Anker, nach sich — in einer Welt voller Unsicherheit.
Der Regiestil von Anna Ansone ist fließend und gemächlich, er schenkt dem Publikum die Freiheit alles zu erfassen, was sie vorbereitet hat.
Eine hypnotische Geschichte, die mit einem starken weiblichen Blick erzählt wird. Ein Hauch von subtilem Humor und unerwarteten Begegnungen durchzieht die Handlung, die als tropischer Cocktail aus esoterischen Anleitungen und vertrauten Dialogen beschrieben wird.
Magischer Realismus, rhythmische Wiederholungen und ausdrucksstarke Körperbewegungen verschmelzen in CAN‘T HELP MYSELF zu einem eindringlichen Erlebnis.
JURYBEGRÜNDUNG
Körper fließen ineinander, blähen sich auf, können die gewalttätige Mixtur aus gesellschaftlichen Erwartungen, Othering und Dysphorie nicht mehr länger in sich halten. Danach eine Berührung, ein Tanz nach Matisse, dann ist der Film auch schon vorbei. In nur 90 Sekunden thematisiert BODY IMAGE die unrealistischen Schönheitsideale der Gesellschaft, stellt Körperbilder in Frage und fördert Selbstakzeptanz und Empowerment. Kurzfilm in seiner reinsten Form: Anfang, Thema, Mitte, Titel, Ende.
JURYBEGRÜNDUNG
Alle eingereichten Arbeiten waren auf ihre eigene Art und Weise sehr qualifiziert und haben die Möglichkeiten der virtuellen Realität bzw. 360° Videos sehr gut genutzt. Die Entscheidung ist der Jury daher sehr schwer gefallen. Nach langer Abwägung verschiedener Kriterien ist unsere Entscheidung auf den Film “Flow” gefallen. Bei dem diesjährigen VR Gewinner Film des KFFK 2023 haben uns alle Kriterien sehr überzeugt, wobei es ein sehr enges Rennen mit “Over the Rainbow” war. Die visuelle Gestaltung war in Augen der Jury besonders herausstechend und im Detailgrad nicht zu übertreffen. Wir waren immer wahrend des gesamten Films immer wieder gespannt in welcher Situation man sich als nächstes befindet. Der einzigartige Stil der 360° Erfahrung ist in unseren Augen besonders hervorzuheben, dieser war uns beiden bisher nicht bekannt und wir sind weiterhin unsicher wie dieser Film technisch umgesetzt wurde. Zuguterletzt ist es ein Musterbeispiel für die Verwendung von immersivem Audio. Dies wird leider in wenigen Experiences verwendet und hier macht es einen Großteil des Films aus.
JURYBEGRÜNDUNG
„Zoopticon“ ist ein animiertes Musical über ein Raumschiff, das Artefakte und DNA aus den fünf Kontinenten der Erde in die Weiten des Weltalls trägt, auf der Suche nach neuem Leben. Das Raumschiff „Zoopticon“ schwebt summend und singend durchs All, ist aber sehr einsam. Es ist das Jahr 2043. Aus der Einsicht und der entfernten Erinnerung, dass es einen Anfang gab, entsteht bei „Zoopticon“ der Entschluss, der eigenen Existenz ein Ende zu setzen. Aber ausgerechnet bei diesem finalen Akt entsteht im Raumschiff, innerhalb der fünf kontinentalen Räume, aus der mitgeführten DNA neues Leben. „Zoopticon“ wird vom Raumschiff zur Arche für fünf neue Lebewesen.
Der Jury gefiel der Ideenreichtum und die Leichtigkeit, mit der in „Zoopticon“ die großen Themen der Menschheit behandelt werden: Der Film umfasst eine überraschend fundierte Zivilisationskritik, schildert die Gefahren von KI und Geschichtsvergessenheit ebenso wie das Schicksal, das der Menschheit durch die Klimakrise droht. Die Animation knüpft an Bekanntes aus der Popkultur an und eröffnet damit Räume und Bezüge, die zum wiederholten Sehen einladen. „Zoopticon“ ist auch ein gelungenes Musical, dessen Stimmen und Töne fein komponiert sind. Zeilen wie „And the light … years go by“, bleiben hängen. — Seit ich sterben wollte, will ich leben, sagt das Raumschiff.
Deutscher Wettbewerb
PUBLIKUMSPREIS
500 EUR