Deutscher Wettbewerb
Deutscher Wettbewerb I
TÖDLICHE UMARMUNG
Eine Umarmung hält uns fest, gibt uns Sicherheit. Sie kann aber auch einengen, erdrücken, ein Umschlingen werden, aus dem man sich nicht mehr befreien kann. Das Zudrücken kann zur Gefahr werden, ja zum Tod führen. Die Filme dieses Programms verfolgen zwei Linien: Einerseits beleuchten sie das Wechselspiel von Abhängigkeit und Hingabe in partnerschaftlichen Beziehungen, die sich im Wechselspiel dieser scheinbaren Widersprüche bewegen.
Andererseits werfen sie ein Licht auf unsere Beziehungen zum Tod – nicht nur als Ende des menschlichen Lebens, sondern auch als Grenzerfahrung. Beim Spazieren am Abgrund – mit oder ohne Bungeeseil – strahlt der Sog der Tiefe auch immer einen gewissen Reiz aus. Auch im Medium Film ist diese Faszination für den Tod nicht zu leugnen. Letzten Endes mag das Sterben aber auch das Ende eines Leidensweges bedeuten, und der Tod beziehungsweise das Töten kann die Befreiung aus einer erdrückenden Beziehung und somit die Möglichkeit einer Erlösung sein. – Johannes Duncker
TERMINE
15.11.2018 · 19:00 Uhr · FILMFORUM
16.11.2018 · 15:00 Uhr · FILMPALETTE (Wdh.)
Deutscher Wettbewerb II
RÜCKZUG NACH AUßEN
Zwischen der Außenwelt und dem Schutz des Privaten herrscht eine unbändige Spannung, von der das Konstrukt des Kinos lebt: Ohne beobachtende Umgebung, ohne Öffentlichkeit würden Darstellung und Tatsächlichkeit ununterscheidbar zerfließen und würde die Leinwand als Brücke in sich zusammenfallen.
An der Schwelle zur äußeren Bedrohung lassen sich die Schauplätze der hier versammelten Filme nieder, um dann unterschiedliche Wege durch das instabile Dazwischen zu gehen. Wir begleiten Figuren, die durch vernarbte Städte ziehen oder aus der zersetzenden Enge ihrer Häuslichkeit ausbrechen wollen: Von außen drängen Rufe nach politischer Emanzipation und nach nächtlichen Exzessen tief in die trügerische Geborgenheit geschlossener Räume hinein. Diese lebendigen Bewegungen – von außen nach innen und umgekehrt – manifestieren sich zum Ende hin am entblößten Körper: Die entfesselte Ausstellung nackter Oberflächen schafft hier einen schillernden Dialog mit Ordnungen des Inneren.
Zoom in, zoom out. – Max Richter
TERMINE
15.11.2018 · 21:00 Uhr · FILMFORUM
16.11.2018 · 21:30 Uhr · FILMPALETTE (Wdh.)
Deutscher Wettbewerb III
DIE WICHTIGKEIT DES WO
Unsere einzigartigen Schicksale sind nicht zuletzt in unseren individuellen Erinnerungen verankert. Obwohl wir alle unsere eigenen Geschichten haben, gehen wir doch auf unterschiedlichen Ebenen in der Gemeinschaft auf. So kann eine gemeinsame Kultur auch ein gemeinsamer Raum sein. Wir können unsere Rolle darin annehmen oder sie in Frage stellen und uns abgrenzen.
Dieses Programm nähert sich dem gemeinsamen Raum, indem es unterschiedliche Schicksale – mal mehr, mal weniger deutlich gezeichnet – einander gegenüber stellt. So finden sich zum Beispiel die Auswirkungen vergangener Kriege in den Geschichten aktueller Flüchtlingsszenarien wieder. Aber Begriffe wie Heimat und Identität sind nicht nur an physikalische Orte gebunden, sondern finden auch in unseren Köpfen statt, können sich verändern und verlöschen. Manchmal begleitet uns die Heimat auch einfach in Form einer Schildkröte. – Eckhard Plöttner
TERMINE
16.11.2017 · 19:00 Uhr · FILMFORUM
17.11.2018 · 15:00 Uhr · FILMPALETTE (Wdh.)
Deutscher Wettbewerb IV
TIER‑I(S)CH
Das Tier als Begleiter, als Helfer, als Familien- mitglied – und als Nahrungsquelle und Konsumprodukt. Die Rolle von Tieren in Mythen, Sagen und Geschichten. Wir interagieren sehr unterschiedlich mit Tieren, und das seit langer Zeit. Wir besitzen, jagen und essen Tiere. Aber wir lieben Tiere. Der Widerspruch zwischen der Vermenschlichung und der Tötung bleibt. Er hat vielleicht seinen Ursprung in unserer Kommunikation über Tiere. Die Human-Animal-Studies lehnen die binäre Konstruktion von „Mensch“ und „Tier“ ab, weil sie Gemeinsamkeiten negiert und Unterschiede überbetont. So ergeben sich Perspektiven für Tierrechte – aus Begegnungen an der Grenze zwischen Tier und Mensch. Zwischen Dualismen: Mann und Frau. Primitiv und zivilisiert. Intelligenz und Instinkt. Kultur und Natur. Körper und Geist. Grenzen darstellen. Spürbar machen. Das Programm TIER‑I(S)CH geht die Frage nach der Beziehung zwischen Mensch und Tier in den Zwischenräumen an. Mal leise und nachdenklich, mal rauschend und bunt. Unangenehm nah, flimmernd, humorvoll und sozialkritisch. – Jennifer Jones
TERMINE
16.11.2018 · 21:00 Uhr · FILMFORUM
17.11.2018 · 17:00 Uhr · FILMPALETTE (Wdh.)
Deutscher Wettbewerb V
PICTURES OF YOU
Die Kamera bewegt sich rückwärts, auf uns zu, von uns weg, und umkreist die Dinge. Es entstehen Bilder, die sich in vielen Schichten überlagern. Es bildet sich eine dichte Patina, die Vergangenes schwer fassbar macht. Vieles bleibt im Vagen, Orientierungen werden gerade erst ausgehandelt, alles scheint möglich zu sein. Klingt nach Freiheit, ist in Wahrheit aber Horror. Doch mit der Entfernung beginnt die Reise zu etwas Neuem – und wer sucht, der findet. Kindheitserinnerungen werden lebendig. Eine Auseinandersetzung mit den Eltern und der eigenen Verantwortlichkeit wird möglich. Fragmente einer Erzählung und unterschiedliche Perspektiven fügen sich wie bei einem Puzzle zu einem Gesamtbild. Die Gegenwart ist eine Schnittstelle, gebaut aus einer Vergangenheit aus Verletzungen, verpassten Gelegenheiten und dem Gefühl, die Welt ins Wanken bringen zu können. Der Umgang mit diesen Erlebnissen und Bildern ist das Tor zur Zukunft, dieser unvorhersehbaren und doch endlichen Unendlichkeit. Daraus entsteht ein Leben, eine Biografie und ein Film. Diese Filme zu sehen macht Spaß, aber nicht unbedingt gute Laune. – Nicole Rebmann
TERMINE
17.11.2018 · 21:00 Uhr · FILMFORUM
18.11.2018 · 15:00 Uhr · FILMPALETTE (Wdh.)